Mittwoch, 12. Oktober 2016

Ist das Leben lebenswert?

Maxi, das hübsche Dackelmädel ist mit ihrem Frauchen Anna unterwegs zur täglichen Hunderunde. Es ist tolles Wetter, die Sonne scheint. Maxi rennt umher, riecht hier, riecht dort. Sie sind auf dem Weg zum See, dort wollen sie Maxi’s Hundekumpel Anton treffen. Am See angekommen ist die Freude groß, Anton ist schon da. Und schon geht es los. Anton und Maxi flitzen umher, toben und rennen was das Zeug hält. Doch plötzlich….. ein Schreien, das durch Mark und Bein geht. Maxi ist zusammengebrochen, kann sich nicht bewegen, hat starke Schmerzen. Maxi’s Frauchen ist vollkommen durcheinander ….was ist los, was ist denn passiert, was tue ich jetzt? Ich muss zum Tierarzt! Anna läuft mit Maxi zum Auto und fährt mit quietschenden Reifen los. Beim Tierarzt angekommen wird Maxi untersucht, es wird der Verdacht geäußert, dass sie einen Bandscheibenvorfall hat. Um sicher zu gehen müssen verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Maxi wird in Narkose gelegt, Blut wird abgenommen und es wird eine Computertomographie durchgeführt. Der Verdacht bestätigt sich, Maxi hat einen Bandscheibenvorfall. Der Tierarzt rät zur sofortigen Operation, das sei die einzige Chance, dass Maxi wieder laufen kann. Anna, noch immer ganz durcheinander, stimmt der Op zu. Nach gefühlten 10 Stunden Wartezeit teilt der Tierarzt Anna mit, dass die Op gut verlaufen ist, Maxi aber ein paar Tage zur Überwachung in der Klinik bleiben muss. Man muss schauen, ob das Gefühl in den Beinen zurück kommt, ob sich Reflexe auslösen lassen, ob Maxi ihre Geschäfte verrichten kann. Anna fragt täglich nach, wie es Maxi geht, besuchen darf sie Maxi nicht, denn das ist laut Tierarzt nicht gut für Maxi. Da frage ich mich, warum ist das nicht gut für Maxi? Würde es nicht den Heilungsprozess fördern, wenn sie Menschen um sich hätte, die sie kennt, denen sie vertraut? Na ja, auf keinen Fall darf Anna Maxi sehen. 7 Tage später sagt der Tierarzt zu Anna, dass Maxi ihr Geschäft immer noch nicht alleine verrichten kann und es wahrscheinlich ist, dass sie dies auch nie mehr selbst tun kann. Für Maxi sei das nicht lebenswert und rät zur Einschläferung. Anna ist wie vor den Kopf gestoßen. Sie soll Maxi einschläfern lassen, bloß weil sie nicht allein pieseln und kacken kann? Anna nimmt Maxi mit nach Hause.....

Das wurde mir heute von einer Kundin berichtet. Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas höre. Ein Hund soll eingeschläfert werden, weil er nicht mehr selbstständig pieseln und kacken kann. Ich glaub ich hör nicht richtig! Hätte der Tierarzt gesagt, dass Maxi trotz Schmerzmittelgabe massivste Schmerzen hat und sie leidet, hätte ich es ja vielleicht noch verstehen können. Aber nach einer Woche nicht alleine pieseln und kacken? Nein, da hört es bei mir auf. Nach welchen Kriterien wird denn hier entschieden, was für ein Tier lebenswert ist und was nicht? Und wenn Inkontinenz ein Kriterium zum Einschläfern ist, warum lebt dann Oma eigentlich noch? Sie trägt Windeln, weil sie ihren Urin nicht mehr halten kann. Ja klar, jetzt  kommt dann gleich „das ist doch was ganz anderes, Oma ist ja ein Mensch und kein Tier“. Hallo? Nein, es ist nichts anderes! Auch ein Tier hat Gefühle, Emotionen, empfindet Schmerz, Freude und Trauer.
Der Tierarzt sieht nur eine Momentaufnahme von Eurem Tier, er sieht nur medizinische Werte und Symptome. Er sieht nicht, wie sich Euer Tier zu Hause verhält. Klar, ist nach einer Erkrankung und Operation alles anders als sonst. Das ist doch bei uns Menschen auch so. Habe ich einen Bandscheibenvorfall werde ich durch Physiotherapie und gezieltes Training wieder fit. Habe ich Probleme mit der Blase stehen mir Hilfsmittel wie Windeln und Bettauflagen zur Verfügung, Verliere ich ein Bein bekomme ich eine Prothese. Ich könnte noch viele Beispiele aufführen.
Der Fortschritt ist auch in der Tiermedizin, den therapeutischen Möglichkeiten und Hilfsmitteln für Tiere nicht stehen geblieben. Angefangen mit gezielter Physiotherapie, über Laser- und Ultraschalltherapie bis hin zur modernen Wundbehandlung ist heute vieles möglich. Nur leider geben viele Tierärzte dies nicht an ihre Kunden weiter. Da stellt sich mir schon wieder die Frage nach dem warum?

Lasst euch nicht vorschnell zur Einschläferung drängen, nehmt Euch Zeit, macht euch selbst schlau durch Internet und Co. Informiert Euch über therapeutische Möglichkeiten. Es gibt so vieles, was man tun kann. Denn auch ein Tier braucht Zeit zur Rehabilitation. Und das Leben ist trotzdem lebenswert für Euer Tier.

In diesem Sinne

3 Kommentare:

  1. Hm, ich möchte mich erdreisten, etwas dazu zu sagen.
    Ich bin auch dafür Hunden ein lebenswertes Leben zu geben.Aber es gibt in seltenen Fällen manchmal, nur diesen einen Weg. Einer meiner Hunde wurde 15,5 Jahre alt, hatte hochgradig Krebs, schreckliche Schmerzen und rannte mit dem Kopf gegen den Kühlschrank. Dieser Hund wurde im Alter von 15,5 eingeschläfert, es war sinnlos, den noch länger leiden zu lassen.
    Ein anderer Hund wurde mit 8 Jahren eingeschläfert, weil er an einer Hirnhautentzündung und den Folgen eines Holzbockbisses körperlich und seelisch sich veränderte.
    Die Krankheit war nicht heilbar und er hatte in zunehmenden Fällen epileptische Anfälle.
    Eine körperliche Einschränkung wäre für mich kein Grund, aber wenn ein Hund leidet, unheilbar krank ist, dann muss man sich evtl damit auseinandersetzen, was besser ist.
    Auch Menschen sollten entscheiden, ob sie bsp ein Leben an der Beatmungsmaschinerie oder der Nierenwäsche wollen, oder sich für eine respektvolle "Weise" entscheiden und abtreten können.
    Wenn es um mich ginge, ich möchte nicht mit aller Gewalt am Leben bleiben, wenn kein normales Leben mehr möglich ist. Ich möchte nicht im Pflegeheim vor mich hin vegetieren.
    Aber für meinen Hund tue ich alles, solange es sinnvoll ist.

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  2. Liebe Regina, natürlich gibt es Grenzen. Und so wie du es beschrieben hast war es wohl eine solche Grenze. Wenn ein Tier leidet und man dieses Leiden nicht oder nicht mehr beeinflussen können, gibt es die sinnvolle Möglichkeit der Euthanasie. Bei Tieren, die eine Rehabilitation benötigen, um wieder fit zu werden, oder bei Tieren, die eine bleibende Behinderung haben, aber schmerzfrei sind, ist eine Euthanasie nicht gerechtfertigt. Diese Tiere sind wie ihre gesunden Kumpels normale Tiere. Sie benötigen lediglich Unterstützung bei verschiedenen Dingen. Das finde ich, ist ein großer Unterschied.

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  3. Ja, genau das meine ich, solange es sinnvoll ist und hilfreich. Ihr macht eure Sache sehr gut. Ihr gebt den Hunden eine Chance.

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